Releese.io im Tiefentest: Die ultimative Analyse für Independent-Künstler

Juli 1, 2025
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Für ein aufstrebendes Independent-Label wie Flex Barker Music Records ist das Management der musikalischen Rechte eine der größten Herausforderungen und zugleich eine der wichtigsten Einnahmequellen. Im digitalen Zeitalter, in dem Musik global und auf unzähligen Plattformen konsumiert wird, ist die korrekte Administration von Urheber- und Leistungsschutzrechten entscheidend für den finanziellen Erfolg eines Künstlers. Digitale Dienstleister wie Releese.io versprechen, diesen komplexen administrativen Dschungel zu lichten und als All-in-One-Lösung zu fungieren. Doch ist ihr Angebot, insbesondere in den Bereichen Publishing Administration und Leistungsschutzrechte (GVL), wirklich die richtige Wahl für kleinere Künstler? Diese Tiefenanalyse soll Flex Barker Music Records alle notwendigen Informationen für eine strategische Entscheidung an die Hand geben.

1. Das Leistungsversprechen von Releese.io im Kern

Releese.io positioniert sich als moderne Schaltzentrale für Independent-Künstler und -Labels. Das Kernversprechen liegt in der Bündelung essenzieller Dienstleistungen auf einer einzigen Plattform, was Zeit spart und die Monetarisierung optimiert. Die Hauptsäulen des Angebots sind:

  • Digitale Distribution: Die Auslieferung von Musik an Streaming-Dienste (Spotify, Apple Music etc.) und Online-Shops. Dies ist das Fundament, auf dem die weiteren Dienste aufbauen.
  • Publishing Administration: Die weltweite Verwaltung der Rechte an der Komposition (Text & Melodie).
  • Leistungsschutzrechte (Neighboring Rights): Die weltweite Verwaltung der Rechte an der Aufnahme (dem Master).

Während die Distribution heute ein Standard-Service ist, liegt der wahre Mehrwert für Labels in den administrativen Aufsätzen, die oft übersehene, aber lukrative Einnahmeströme erschließen.

2. Die Publishing Administration: Ein globales Netz für Songwriter

Jeder Song besteht aus zwei fundamentalen Rechten: dem Recht an der Aufnahme (Master) und dem Recht an der Komposition. Die Publishing Administration kümmert sich ausschließlich um Letzteres.

Was genau wird hier verwaltet?

Sobald ein Song im Radio gespielt, auf Spotify gestreamt, in einem Café gespielt, live aufgeführt oder für einen Werbespot lizenziert wird, entstehen Tantiemen für die Urheber (Songwriter, Komponisten, Texter). Diese werden von Verwertungsgesellschaften wie der GEMA in Deutschland, ASCAP/BMI in den USA, PRS in Großbritannien oder der SUISA in der Schweiz eingesammelt.

Die Rolle von Releese.io:

Ein einzelner Künstler oder ein kleines Label kann unmöglich Mitglied in all diesen globalen Gesellschaften werden. Releese.io agiert hier als Treuhänder:

  1. Weltweite Registrierung: Das Label meldet alle Song-Daten (inklusive aller beteiligten Songwriter mit ihren prozentualen Anteilen und dem ISWC – dem „Personalausweis“ für Kompositionen) an Releese.io. Der Dienstleister registriert diese Werke dann über sein globales Netzwerk bei Dutzenden Verwertungsgesellschaften.
  2. Umfassende Tantiemen-Kollektion: Releese.io sammelt proaktiv zwei Arten von Publishing-Tantiemen ein:
    • Aufführungstantiemen (Performance Royalties): Für jede öffentliche Aufführung (Radio, TV, Live, Streaming).
    • Mechanische Tantiemen (Mechanical Royalties): Für jede Reproduktion des Songs (physische Verkäufe wie CDs/Vinyl, Downloads und interaktive Streams).
  3. Detailliertes Reporting: Ein gutes Publishing-Admin-System bietet transparente Abrechnungen, die aufzeigen, aus welchem Land und von welcher Nutzungsart die Einnahmen stammen. Diese Transparenz ist entscheidend, um den Erfolg von Songs in verschiedenen Märkten zu bewerten.

Für Flex Barker Music Records bedeutet das: Zugang zu einem globalen Einnahmestrom, der sonst für kleinere Künstler unerreichbar wäre.

3. Leistungsschutzrechte: Die oft vergessenen Einnahmen der GVL & Co.

Während die GEMA die Urheber vertritt, ist die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) für die Tonträgerhersteller (Labels) und die ausübenden Künstler (Sänger, Instrumentalisten) zuständig. Hier geht es um die Rechte an der konkreten Aufnahme (dem Masterband). Immer wenn eine Aufnahme im Radio oder TV gespielt wird, schüttet die GVL Tantiemen aus.

Die Herausforderung für Labels:

Die Anmeldung bei der GVL ist notorisch detailversessen. Jeder Track muss mit dem korrekten ISRC, dem Labelcode (LC), allen beteiligten Musikern und deren Funktion exakt gemeldet werden. Fehlerhafte oder unvollständige Meldungen führen dazu, dass Gelder nicht zugeordnet werden können und im schlimmsten Fall nach Jahren an andere Rechteinhaber verteilt werden.

Der Service von Releese.io:

Releese.io übernimmt diesen Prozess und stellt die korrekte Registrierung des gesamten Katalogs sicher – nicht nur bei der GVL, sondern auch bei internationalen Schwestergesellschaften wie PPL in Großbritannien oder SoundExchange in den USA. Dies ist von immenser Bedeutung, da deutsches Repertoire oft auch im benachbarten Ausland (Österreich, Schweiz) oder in spezifischen internationalen Märkten Airplay findet. Für ein Label wie Flex Barker bedeutet die Auslagerung dieses Prozesses eine enorme Risikominimierung und Arbeitserleichterung.

4. Die Kostenstruktur: Was kostet der Service?

In der Regel finanzieren sich Dienste wie Releese.io über eine Provision. Statt hoher Vorabgebühren behalten sie einen prozentualen Anteil der Tantiemen ein, die sie für den Künstler oder das Label einsammeln.

  • Typische Provision: Im Bereich Publishing Administration und Leistungsschutzrechte liegt die Provision oft zwischen 15 % und 25 %.
  • Kein Risiko? Das Modell ist erfolgsbasiert. Fließen keine Tantiemen, entstehen auch keine Kosten. Das macht es für Künstler mit noch geringen Einnahmen sehr attraktiv.
  • Zusätzliche Gebühren: Es muss geprüft werden, ob neben der Provision noch einmalige Setup-Gebühren oder jährliche Administrationspauschalen anfallen. Oft sind diese Dienste an ein Distributionspaket gekoppelt, das eine eigene Jahresgebühr hat.

Flex Barker Music Records sollte die Vertragsbedingungen genauestens prüfen und die prozentuale Beteiligung in ihre Kalkulationen einbeziehen.

5. Releese.io im Wettbewerbsvergleich

Releese.io ist nicht allein auf dem Markt. Ein Vergleich mit den Hauptkonkurrenten ist unerlässlich:

Dienstleister Modell & Gebührenstruktur Stärken Schwächen
Releese.io Oft All-in-One-Paket. Provision (ca. 15-25%) auf Publishing/Neighboring Rights. Evtl. Jahresgebühr für Distribution. Moderner Ansatz, oft gute Benutzeroberfläche, Bündelung aller Dienste an einem Ort. Als neuerer Anbieter eventuell noch kleineres administratives Netzwerk als etablierte Player.
TuneCore Publishing Einmalige Setup-Gebühr (ca. 75 $) + 15 % Provision. Separate Gebühren für Distribution. Etablierter Name, gehört zu Believe Digital, großes globales Netzwerk. Setup-Gebühr kann für absolute Anfänger eine Hürde sein. Strenge Kündigungsfristen.
CD Baby Pro Publishing In Distribution „Pro“ integriert (höherer Preis). Nimmt ca. 15 % Provision auf Publishing-Einnahmen. Sehr etabliert, guter Ruf, kombiniert alles einfach. Sammelt auch mechanische Tantiemen von US-Streaming-Diensten. Bindet den Künstler an die CD Baby Distribution. Die Gebührenstruktur ist auf der Website manchmal unübersichtlich.
Sentric Music Sehr künstlerfreundlich. Keine Vorabkosten. Nimmt 20 % Provision. Oft flexible, kurze Vertragslaufzeiten. Hohe Transparenz, sehr fairer 80/20-Split, auch für Sync-Deals (Werbung, Film) sehr aktiv. Weniger ein All-in-One-Distributor, sondern ein spezialisierter Publishing-Administrator.

6. Potentielle Nachteile und strategische Überlegungen

Trotz der vielen Vorteile gibt es Punkte, die Flex Barker Music Records kritisch abwägen sollte:

  • Vertragliche Bindung: Wie lange bindet man sich an den Dienstleister? Üblich sind Vertragslaufzeiten von 1-2 Jahren. Wichtig ist auch die „Collection Period“ nach einer Kündigung, in der der Dienstleister weiterhin Tantiemen für den Vertragszeitraum einziehen darf.
  • Kontrollverlust: Das Label gibt die direkte Kontrolle über die Rechteverwaltung ab. Man muss darauf vertrauen, dass der Dienstleister sorgfältig und im besten Interesse des Künstlers arbeitet.
  • Abhängigkeit von einer Plattform: Alles auf eine Karte zu setzen, birgt ein Risiko. Hat die Plattform technische Probleme, sind Distribution, Reporting und Einnahmen betroffen.
  • Die „Black Box“ der Abrechnungen: Sind die Berichte wirklich lückenlos und nachvollziehbar? Eine gesunde Skepsis und die Forderung nach maximaler Transparenz sind angebracht.

7. Fazit und Handlungsempfehlung für Flex Barker Music Records

Für ein Label, das sich auf den Aufbau kleinerer Künstler konzentriert, stellt ein Dienst wie Releese.io eine strategisch sinnvolle und fast schon notwendige Partnerschaft dar. Der administrative Aufwand für eine globale Rechteverwaltung ist intern kaum zu stemmen und würde wertvolle Ressourcen binden, die besser in kreative Arbeit, Marketing und Künstlerentwicklung investiert werden.

Releese.io ist besonders geeignet, wenn:

  • das Label eine zentrale, unkomplizierte Lösung für Distribution und Rechteverwaltung sucht.
  • die Künstler beginnen, internationales Streaming- oder Airplay-Potenzial zu zeigen.
  • das Label Zeit und Ressourcen sparen und das Risiko von fehlerhaften GVL/GEMA-Anmeldungen minimieren möchte.

Handlungsempfehlung:

  1. Vertragsdetails anfordern: Lassen Sie sich die genauen Konditionen, Provisionssätze, Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen von Releese.io schriftlich geben.
  2. Testphase starten: Beginnen Sie mit ein oder zwei ausgewählten Künstlern als Pilotprojekt. So können Sie die Servicequalität, die Kommunikation und die Genauigkeit der Abrechnungen ohne volles Risiko testen.
  3. Kritische Fragen stellen: Fragen Sie gezielt nach dem Netzwerk an Verwertungsgesellschaften und wie sie die Transparenz der Abrechnungen gewährleisten.
  4. Langfristig denken: Sehen Sie den Dienstleister nicht nur als Admin, sondern als strategischen Partner, der mit dem Erfolg Ihrer Künstler mitwächst.

Durch die Auslagerung dieser komplexen administrativen Aufgaben kann sich Flex Barker Music Records auf seine Kernkompetenz konzentrieren: großartige Musik zu entdecken, zu fördern und an die Hörer zu bringen.

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